Vom Mythos des Normalen Buchzusammenfassung - das Wichtigste aus Vom Mythos des Normalen

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Zusammenfassung von Vom Mythos des Normalen

Name: Vom Mythos des Normalen
Rating: 4.5 (793 reviews)
Author: Gabor Maté mit Daniel Maté

Gabor Maté mit Daniel Maté

Wie unsere Gesellschaft uns krank macht und traumatisiert - Neue Wege zur Heilung

4.5 (793 Bewertungen)

18 Min.

Kurz zusammengefasst

Vom Mythos des Normalen von Gabor Maté mit Daniel Maté ist ein Buch, das den Mythos der Normalität hinterfragt und aufzeigt, wie unsere Vorstellungen von Normalität uns einschränken können. Es bietet einen einzigartigen Blick auf psychische Gesundheit und persönliches Wachstum.

Themen

Alternative Perspektiven Kultur Mentale Gesundheit Erkrankungen Trauma & Heilung

Inhaltsübersicht

Vom Mythos des Normalen
in 6 Kernaussagen verstehen

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Kernaussage 1 von 6

Was drin ist für dich: Verstehen, warum uns der Normalzustand unserer Gesellschaft krank macht.

In den 1990er-Jahren trug sich in einem Krankenhaus in Cleveland Kurioses zu: Obwohl die Pflegekräfte jeweils nur kurzen Kontakt zu den Patienten hatten, sagten sie mit verblüffender Präzision voraus, wer ALS entwickeln würde: eine degenerative Autoimmunkrankheit, die die Bewegungsneuronen im Gehirn und im Rückenmark angreift. Sie vermerkten in den Patientenakten Dinge wie: „Hat vermutlich ALS, sie ist zu nett“ oder „auf keinen Fall ALS, er ist nicht nett genug“. Zum Erstaunen der Neurologen lagen sie fast immer richtig.

In den folgenden Jahrzehnten wurden die Beobachtungen der Pflegekräfte aus Cleveland empirisch gestützt. Eine dieser Publikationen trägt den bezeichnenden Titel Patients with ALS Are Usually Nice Persons. Ähnliches gilt für diverse andere Krankheiten: Eine Veröffentlichung aus dem Jahr 2000 belegte Zusammenhänge zwischen der Unterdrückung von Emotionen wie Wut und der Entstehung von Krebserkrankungen. Wie ist das alles möglich? Wie können Verhaltensmuster und Charakterzüge Krankheiten beeinflussen?

Genau diese Frage beleuchtet der renommierte Arzt Gabor Maté in Vom Mythos des Normalen. Für Maté ist das, was wir „Krankheit“ nennen, oft nur eine logische Folge von Traumata und chronischem Stress. Und seiner Ansicht nach leben wir in einer Gesellschaft, in der beides als Normalzustand gilt.

Zeit, dass wir uns kritisch damit auseinandersetzen und nach ganzheitlichen Formen der Heilung suchen.

Die Zerrüttung des Selbst: Wir sehnen uns nach Bindung, aber auch nach Authentizität

Als Mee Ok 27 war, wurde sie mit einer seltenen Autoimmunerkrankung namens Sklerodermie diagnostiziert. Sklerodermie bedeutet wörtlich „harte Haut“: Das Bindegewebe der Haut wird überaktiv, bildet zu viele Kollagenfasern und verdickt und verklebt. Irgendwann konnte sich Mee Ok kaum noch bewegen, litt unter höllischen Schmerzen und dachte sogar über Suizid nach.

Die Suche nach Antworten führte sie in ihre Kindheit. Mee Ok war in Korea als Tochter einer alleinstehenden Frau zur Welt gekommen und mit nur sechs Monaten zur Adoption freigegeben worden. Dann wurde sie von einem evangelikalen Pärchen in den USA aufgenommen, streng erzogen und jahrelang von ihrem Adoptivvater vergewaltigt. Durch die Konfrontation mit ihrer Vergangenheit erkannte Mee Ok, wie viele schwere Traumata sie erlitten und verdrängt hatte. Und ihre Coping-Strategie hatte darin bestanden, all ihre Energie in die Arbeit zu stecken: Sie hatte im Beruf immer wieder die Hauptverantwortung und gewaltigen Druck auf sich genommen, um sich unverzichtbar zu machen.

So selten Mee Oks Krankheit ist – ihre Geschichte ist es leider nicht. Denk an die ALS-Patienten aus Cleveland: Viele Betroffene mit Autoimmunerkrankungen teilen ähnliche Verhaltensmuster: Sie opfern sich auf, unterdrücken negative Emotionen, vor allem Wut, und machen sich große Sorgen um ihre soziale Akzeptanz.

Für Gabor Maté liegt genau hier die Wurzel vieler Leiden: im Konflikt zweier fundamentaler menschlicher Bedürfnisse; dem Wunsch nach Bindung und dem Drang nach Authentizität. Wir alle sehnen uns nach emotionaler Nähe, Zugehörigkeit und Liebe. Gleichzeitig wollen wir herausfinden, wer wir wirklich sind und unser wahrhaftiges Selbst ausleben. In Mee Oks Fall war das Trauma der Trennung und Vergewaltigung so schwer, dass sie sich von diesen Erinnerungen abkoppelte – und damit von einem großen Teil ihres Selbst. Dann entwickelte sie den Übereifer im Beruf, um nützlich zu sein und auf diese Weise Bindung zu sichern.

So entsteht die Zerrüttung des Selbst: Menschen lehnen bestimmte Teile ihres Selbst ab und verstecken sie in ihrem Inneren, verstärken dafür aber andere Teile, die sie für sozial akzeptabel halten. Mee Oks Heilung begann damit, dass sie diese verbannten Teile wieder in ihre Wahrnehmung integrierte. Heute lebt sie ein sportlich aktives Leben ohne Medikamente.

Wie anhaltender emotionaler Stress den Körper krank macht

Es kann also passieren, dass wir unser Grundbedürfnis nach Authentizität – danach, unser wahres Selbst zu leben – aufopfern, um unser Bedürfnis nach Bindung zu sichern. Leider kann sich diese Zerrüttung äußerst negativ auf unsere Gesundheit auswirken. Und der entscheidende Faktor dabei ist Stress.

Was wir „Stress“ nennen, ist in Wahrheit eine Reihe komplexer Verbindungen zwischen dem Hypothalamus – dem Steuerzentrum unseres vegetativen Nervensystems – und der Nebennierenrinde, deren Drüsen Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol bilden. Diese Hormone können überlebenswichtig sein, weil sie Kopf und Körper blitzschnell handlungsfähig machen und so für Gefahrensituationen wappnen. Schwierig wird es nur, wenn sich das Nervensystem nicht wieder reguliert und der Stresszustand chronisch wird. Etwa dann, wenn wir dauerhaft Emotionen oder Bedürfnisse unterdrücken.

Unsere moderne Gesellschaft schafft mitunter toxische Lebensbedingungen

Erinnerst du dich an die Petrischalen aus dem Biologieunterricht? Diese flachen, runden, durchsichtigen Schalen, in denen man Bakterien und Pilzkulturen züchten kann? Dafür schafft man günstige Bedingungen: das richtige Verhältnis aus Licht, Wärme und Nährstoffen. Sobald diese Umweltbedingungen aus der Balance geraten, gehen die Kulturen ein.

Auch wir Menschen leben als Kultur in einer Art gigantischen Petrischale: in der Umwelt und der Gesellschaft, die wir selbst gestalten. Gabor Maté ist nach jahrzehntelangem Umgang mit Patienten zu dem Schluss gekommen, dass diese Bedingungen alles andere als günstig sind. Sie sind sogar regelrecht toxisch, denn sie erzeugen den chronischen Stress, der so viele unserer Zivilisationskrankheiten verursacht.

Unsere Gesellschaft verwehrt Kindern die Erfüllung fundamentaler Bedürfnisse

Die größten Leidtragenden einer gestressten Gesellschaft sind Kinder. Denn der Stress der Erwachsenen färbt auf die Kleinen ab. Eine neurowissenschaftliche Studie aus Kanada zeigte, dass Kinder mehr Stresshormone produzieren, wenn sich ihre Mütter mit Geldsorgen plagen.

Das lässt sich leicht erklären: Kleinkinder reagieren sensibel auf externe Einflüsse. Die Erfahrungen der ersten Lebensjahre prägen ihre gesamte weitere Entwicklung – von der Gesundheit über neuronale Verschaltungen bis zum späteren Beziehungsverhalten. Die wichtigsten Grundbedürfnisse eines Kindes sind eine sichere Bindung zu den Bezugspersonen und deren liebevolle, beständige und aufmerksame Zuwendung. Gestresste und abgelenkte Interaktionen können die geistige und emotionale Entwicklung beeinträchtigen.

Wir brauchen ein anderes Verständnis von Krankheit

Auch Gabor Maté wurde bereits früh in seinem Leben traumatisiert. Er kam im von den Nazis besetzten Ungarn zur Welt. Seine jüdischen Großeltern wurden in Auschwitz ermordet. Seine junge Mutter wollte ihr Baby schützen und gab es an Verwandte, die entfernt und sicher lebten. Doch als der kleine Gabor später wieder mit seiner Mutter vereint wurde, wollte er nichts von ihr wissen.

Heute weiß Maté, dass diese Ablehnung eine nachvollziehbare Reaktion auf das Trauma der Trennung war. Er hatte seine wahren Gefühle für seine Mutter unterdrückt, um sich vor dem Schmerz eines potenziellen erneuten Verlustes zu schützen. Und dieser traumabedingte Schutzmechanismus schrieb sich ihm für immer in sein Nervensystem ein.

Heilung bedeutet, einen Weg zur Ganzheit zu finden

Wir können nicht von heute auf morgen die toxischen Bedingungen unserer Kultur verändern. Aber es besteht trotzdem Grund zur Hoffnung. Denn Heilung ist möglich.

Für Gabor Maté ist Heilung der natürliche Drang nach Ganzheit. Wenn Krankheiten mit einer Abspaltung von Bedürfnissen, Emotionen und Persönlichkeitsanteilen beginnen, dann besteht die Lösung darin, diese verbannten Fragmente wieder in das Selbst zu integrieren. Und dafür müssen wir unser Leid und die Leiden anderer Menschen anerkennen und uns mit unseren Verletzungen auseinandersetzen. Aber wie?

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Worum geht es in Vom Mythos des Normalen?

Vom Mythos des Normalen (2022) erforscht, warum immer mehr Menschen an chronischen Leiden und psychischen Störungen erkranken. Was, wenn die Wurzel dieser Leiden in der Kultur liegt, die wir selbst geschaffen haben? Es erscheint uns heute fast normal, dass wir mit Stress und Trauma leben. Aber es wird Zeit, dass wir uns kritisch mit dieser Vorstellung von Normalität auseinandersetzen.

Wer Vom Mythos des Normalen lesen sollte

Ganzheitlich arbeitende Gesundheitsfachkräfte
Freunde sachlicher und fundierter Gesellschaftskritik
Alle, die sich nach Heilung sehnen

Über den Autor

Dr. Gabor Maté ist ein kanadischer Mediziner mit über vier Jahrzehnten klinischer Erfahrung. Er gilt weltweit als Experte für Trauma, Sucht und frühkindliche Entwicklung und hat bereits diverse Bestseller veröffentlicht, darunter Unsere Kinder brauchen uns! Die entscheidende Bedeutung der Kind-Eltern-Bindung (2015) und Wenn der Körper nein sagt. Wie verborgener Stress krank macht - und was Sie dagegen tun können (2020).

Daniel Maté lebt und arbeitet als preisgekrönter Lyriker und Komponist in Brooklyn und hat mehrere Theaterstücke und Musicals geschrieben. Vom Mythos des Normalen ist bereits die dritte Zusammenarbeit mit seinem Vater Gabor.

Kategorien mit Vom Mythos des Normalen

Gesellschaft & Kultur Psychologie Gesundheit & Ernährung

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Julia P.

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