Boris Johnson Buchzusammenfassung - das Wichtigste aus Boris Johnson

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Zusammenfassung von Boris Johnson

Name: Boris Johnson
Rating: 4.3 (68 reviews)
Author: Jan Roß

Jan Roß

Porträt eines Störenfrieds

4.3 (68 Bewertungen)

21 Min.

Kurz zusammengefasst

Boris Johnson ist eine Biografie über den britischen Politiker, die Einblicke in seinen Werdegang und seine Rolle als Premierminister gibt. Jan Roß beleuchtet Johnsons Karriere und seine politischen Entscheidungen.

Themen

Politik Großbritanniens Politische Porträts

Inhaltsübersicht

Boris Johnson
in 9 Kernaussagen verstehen

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Kernaussage 1 von 9

Was drin ist für dich: Herausfinden, wie Großbritanniens schillernder Premierminister tickt.

Der britische Premierminister Boris Johnson ist für dich der verstrubbelte europäische Cousin von Donald Trump? Ein stümperhafter, populistischer Flegel im zerknitterten Anzug? Das verstehen wir gut, denn das ist das Bild, das deutsche Medien gern zeichnen. Allerdings ist diese Sichtweise häufig nicht mehr als ein Klischee.

Du hast Lust, dich aus dieser Filterblase herauszuwagen? Dabei sind wir dir gern behilflich. In unseren Blinks zu Boris Johnson (2020) lernst du ganz andere Seiten des britischen Politikers kennen. Unter anderem: den leidenschaftlichen Fahrradfahrer, den gebildeten Kulturwissenschaftler und den vor Witz sprühenden Romanschriftsteller mit türkischem Großvater. Der Autor des Buches, Jan Roß, ist ein konservativer Journalist, der an Johnson interessante und positive Aspekte findet, wo sich politisch eher links verortete Medien gern mit oberflächlicher Polemik zufriedengeben.

Komm mit uns nach London und finde in diesen Blinks heraus,

welchen Erfolg Boris Johnson mit 72 Jungfrauen hatte,
wie er eine Tragödie von Shakespeare in eine Komödie verwandelte und
dass ihm die Entscheidung für den Brexit schwerfiel.

Boris Johnson ist wandelbar wie ein Chamäleon und nur schwer zu durchschauen.

Hm, Boris Johnson … hat der nicht in Eton und Oxford studiert? Dann ist er sicher so ein typisch englischer Eliteschnösel, mit einem Vater, der im Club wichtigtuerisch Zigarren raucht, oder? Tja, weit gefehlt! Wie weit, zeigt zum Beispiel folgende Anekdote:

Irgendwann, vielleicht vor etwa vierzig Jahren, reichte ein Angestellter der Weltbank ein vielversprechendes Projekt ein. Dabei handelte es sich um einen ausgefeilten Plan zur Förderung von Tourismus und Infrastruktur in Ägypten. Insgesamt sollten hundert Millionen US-Dollar investiert werden. Seine Vorgesetzten waren interessiert – so lange, bis sich irgendjemand in das Kleingedruckte vertiefte und feststellte, dass der Plan vorsah, drei neue Pyramiden zu bauen. Es war zwar Anfang April, aber die Vorgesetzten hatten weniger Humor als der Angestellte. Stanley Johnson, der Vater von Boris Johnson, verlor seinen Job bei der Weltbank wegen eines Aprilscherzes.

Boris Johnsons Eltern waren alles andere als typisch konservativer, englischer Landadel. Die junge Familie zog zum Beispiel in dreizehn Jahren fünfzehn Mal um und pendelte dabei zwischen den USA, England und dem europäischen Kontinent. Johnsons Vater war unter anderem Mitglied des Europäischen Parlaments, und er hat ein paar Bücher zum Thema Umweltschutz und einige Romane geschrieben. Seine Mutter Charlotte ist Malerin. Beide waren politisch fortschrittlich, links und liberal eingestellt.

Die Kindheit von Boris Johnson war so facetten- und abwechslungsreich, dass es für Beobachter schwierig ist, einen roten Faden darin zu finden. Und so ist auch sein Charakter: Boris Johnson ist wandelbar, ein richtiges Chamäleon. Manchmal weiß man gar nicht, ob er gerade eine Rolle spielt oder seinen echten Charakter zeigt – oder ob er überhaupt eine feste, eigene Persönlichkeit hat. Dazu passt auch, dass er gar nicht als Boris aufwuchs. Seine Familie nennt ihn nach seinem ersten Vornamen Alexander einfach nur „Al“.

Al Johnson ist schwer zu durchschauen. Er spricht nur ungern über seine Gefühle und hat kaum Kumpels. Als er zum Beispiel in den Achtzigerjahren als Journalist arbeitete, kam er nie mit seinen Kollegen auf ein Bier. Jedes Mal hatte er eine andere Verabredung oder musste irgendwas erledigen.

Vielleicht weiß niemand, wer er wirklich ist – aber wir können zumindest versuchen, ihn ein bisschen besser kennenzulernen.

Während seiner Eliteausbildung war Johnson ein intelligenter, aber fauler Klassenclown.

Der Griechisch-Dozent war außer sich: Die Klasse hatte als Hausaufgabe einen griechischen Text übersetzt – außer Boris Johnson, der hatte einfach die Übersetzung Wort für Wort aus einem Buch abgeschrieben. Nach der Standpauke zeigte sich der Student zerknirscht: Es tue ihm wirklich furchtbar leid. Aber er sei einfach so beschäftigt gewesen, dass er beim besten Willen nicht dazu gekommen sei, in den Text auch noch Fehler einzubauen.

Johnson besuchte von 1977 bis 1982 das Eliteinternat in Eton und danach bis 1987 die Universität Oxford. Und wie du dir vielleicht vorstellen kannst, beschreiben ihn die meisten seiner Lehrer und Dozenten als begabt, aber unorganisiert und faul. Er interessierte sich für alles und konzentrierte sich auf nichts. Trotzdem war er kompetitiv, er wollte immer gewinnen und galt auf dem Rugbyfeld als richtiger Berserker.

Johnson machte sich mit europakritischem Journalismus einen Namen.

Nach dem Studium legte Johnson erst einmal zwei recht spektakuläre Fehlstarts in der Berufswelt hin. Zunächst versuchte er es in einer Unternehmensberatung. Allerdings konnte er laut eigener Aussage leider keine Overheadprojektion ansehen, ohne dabei vor Langeweile in Ohnmacht zu fallen. Seinen ersten Job als Journalist bei der Tageszeitung The Times verlor er nach kurzer Zeit, weil er ein Zitat frei erfunden hatte, um eine langweilige Story aufzupeppen.

Seine erste Berufung fand er schließlich als Europakorrespondent für den Daily Telegraph in Brüssel. Dort machte er sich einen Namen als feinsinniger, lustiger und gleichzeitig scharfer Kritiker der überbordenden Bürokratie. Eine seiner typischen Schlagzeilen lautet zum Beispiel: „Nach fünfmonatigem Studium hat die Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft entschieden, dass Schnecken als Fische eingestuft werden sollen, nicht als Fleisch.“

Prägend für Johnson war seine Auseinandersetzung mit der griechischen Antike.

Wir beschreiben dir jetzt kurz eine Stadt, und du rätst, welche es ist. Bereit? In dieser Stadt geht es multikulturell zu, die Menschen sind tolerant und an Neuem interessiert. Das Partyleben ist ausschweifend, die staatlich unterstützte Kulturszene legendär. Die Menschen vergnügen sich, sie lieben hitzige Diskussionen, und sie sind stolz auf ihren kritischen und unabhängigen Geist. Gleichzeitig gibt es dort eine Menge Wettbewerb: Nicht nur beim Sport, sondern auch im Job versucht jeder, der Beste zu sein und möglichst viel für sich herauszuholen. Man feiert die Schönheit, die Individualität und das Leben.

Na, welche Stadt ist das? Es gibt sogar zwei Städte, auf die diese Beschreibung perfekt passt: das antike Athen und das moderne London, so wie es sich Boris Johnson wünscht. Und das ist kein Zufall: Eine ganze Menge seiner Ideale hat er bereits an der Uni kennengelernt, als er sich in das Studium der griechischen Antike vertiefte. Der griechische Gelehrte und Demokrat Perikles, der im fünften Jahrhundert vor Christus lebte, ist vermutlich Johnsons größtes Vorbild und steht sogar als Büste auf seinem Schreibtisch.

Als Abgeordneter und Bürgermeister von London machte Johnson moderne und liberale Politik.

2001 wurde Johnson für die Tories ins britische Unterhaus gewählt. Er mauserte sich schnell zum Vorzeigekonservativen: modern und gebildet, liberal und urban. Außerdem entwickelte er sich zu einer Figur der Unterhaltungsindustrie. Er trat zum Beispiel in der Quizsendung Have I Got News For You auf und testete Autos für das Männermagazin GQ, während er weiterhin politische Kolumnen veröffentlichte. Im Gegensatz zu US-Präsident Donald Trump allerdings, der auch eine Fernsehkarriere hinter sich hat, machte sich Johnson dabei nicht nur über andere lustig, sondern bevorzugt über sich selbst.

Aber auch die Skandale blieben nicht aus. Er verlor zum Beispiel seinen Posten als kulturpolitischer Sprecher, weil er beim Lügen über eine außereheliche Affäre ertappt wurde. Das tat seiner Beliebtheit allerdings keinen Abbruch. „Typisch Boris halt“, dachten seine Fans.

Die Entscheidung für den Brexit fiel Johnson schwer.

Am 21. Februar 2016 trat Boris Johnson ins Blitzlichtgewitter vor seinem Haus und verkündete, jetzt sei der Moment, um mutig zu sein und die EU zu verlassen. Einen Tag später erschien ein Artikel von ihm im Daily Telegraph, in dem er seine Entscheidung begründete. Was weniger bekannt ist: Er hatte einen ebenso überzeugenden Artikel verfasst, in dem er gegen ein Ausscheiden Großbritanniens aus der EU argumentierte. Der verschwand allerdings sang- und klanglos in der Schublade.

Wie aus einem Lehrbuch für Rhetorik war Johnson in der Lage, sich für beide Seiten stark zu machen. Als Politiker musste er sich aber für eine Seite entscheiden, und das war das Leave-Lager.

Johnsons Erfolgsgeheimnis: Er kombiniert rechte und linke Politik mit frechem Charme.

Der 77-jährige Michael Hoare aus Stoke-on-Trent kommt aus einer Eisenbahnerfamilie, die seit Menschengedenken geschlossen Labour wählt, gar keine Frage. Doch Boris Johnson hat ihn dazu gebracht, zum ersten Mal in seinem Leben sein Kreuz bei den Tories zu machen. Wie ist das nur möglich?

Der Schlüssel dazu ist der Brexit. Es gibt eine Menge Landstriche im Norden und in der Mitte Englands, die wie Stoke-on-Trent früher von Industrie geprägt waren und heute strukturell abgehängt sind. Die Menschen dort wählen traditionell Labour, dennoch verbessert sich ihre Situation nicht. In diesen Gegenden gibt es auch viele, die für den Brexit sind, da sie das wenige, was sie haben, nicht auch noch mit Einwanderern teilen wollen. Die Labour-Partei ist allerdings unentschlossen, was den Brexit angeht. Das macht Tory und Johnson für diese Wählerschaft attraktiv.

Die Coronakrise hat gezeigt, dass Johnson kein guter Krisenmanager ist.

Ende März 2020 hatte Boris Johnson aber nicht mehr viel von einem fröhlichen Lausbuben an sich. Der Premierminister meldete sich per Videobotschaft aus seinem Haus in der Downing Street 10, aus seiner Selbstisolation, und verkündete, dass er sich mit dem neuen Coronavirus infiziert habe. Am 5. April wurde er ins Krankenhaus eingeliefert und verbrachte einige Tage beatmet auf der Intensivstation.

Boris Johnson ist dagegen, Menschen zu bevormunden oder einzuschränken. Das ist häufig sympathisch – während der Pandemie hat es jedoch dazu geführt, dass nicht nur er selbst sich angesteckt hat. Seine Laissez-faire-Politik führte dazu, dass er nur spät und zögerlich Einschränkungen beschloss und die Fallzahlen in die Höhe schnellten. Großbritannien war eines der am schwersten betroffenen Länder Europas – und das fahle Gesicht Johnsons ein eindrückliches Schuldeingeständnis. Es wurde offensichtlich: Der Premierminister ist kein guter Krisenmanager.

Zusammenfassung

Boris Johnson ist viel facettenreicher, intelligenter und moderner, als ihn deutschsprachige Medien oft erscheinen lassen. Während seiner Karriere als Journalist, Bürgermeister von London, Außen- und Premierminister hat er bewiesen, dass er durch seine Kombination aus Sozialpolitik und Liberalismus Wähler aus allen Schichten gewinnen kann. Seine unperfekte Art und Persönlichkeit tragen in Großbritannien zu seiner Beliebtheit bei. Versagt hat Johnson aber als Krisenmanager in der Coronakrise.

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Worum geht es in Boris Johnson?

Der britische Premierminister gilt vielen Deutschen als zerknitterte und verbummelte Kopie von Donald Trump. Das ist aber viel zu kurz gedacht. Unsere Blinks zur Biografie Boris Johnson (2020) zeichnen das Bild einer überraschend komplexen Persönlichkeit, die zu oft unterschätzt wird. Auf der Spur von Johnsons Werdegang schlagen wir einen weiten Bogen von der griechischen Antike über den Brexit bis zur Coronakrise.

Bestes Zitat aus Boris Johnson

Gut zu wissen: Seine Strategie zum EU-Austritt beschreibt Boris Johnson als „Den Kuchen behalten und essen.

—Jan Roß

Wer Boris Johnson lesen sollte

Großbritannien-Fans
Alle, die sich für europäische Politik interessieren
Brexit-Gegner und -Befürworter, die die Dynamik der Entscheidung verstehen wollen

Über den Autor

Der deutsche Journalist und Autor Jan Roß studierte Philologie, Philosophie und Rhetorik. Er arbeitete unter anderem für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, für die Zeit und die Berliner Zeitung. Er hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Bei uns findest du auch die Blinks zu seinem Buch Bildung – eine Anleitung (2020).

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