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von Yuval Noah Harari
Die Biografie
Leonardo da Vinci von Walter Isaacson ist eine faszinierende Biografie über den außergewöhnlichen Künstler und Wissenschaftler. Das Buch enthüllt die vielfältigen Interessen und Genialität von Leonardo und bietet spannende Einblicke in sein Leben und Werk.
Der Status „uneheliches Kind“ galt im Mittelalter als schwerer Makel, der ganze Schicksale besiegelte. Das zeigt allein schon die semantische Entwicklung des Wortes „Bastard“ von einer formalen Bezeichnung außerehelicher Sprösslinge zum unschönen Schimpfwort. Im Falle von Leonardo da Vinci sollte sich die außereheliche Geburt jedoch als Segen erweisen.
Leonardo da Vinci kam am 15. April 1452 als unehelicher Sohn des Notars Piero da Vinci und des damals 16-jährigen Bauernmädchens Caterina Lippi zur Welt. Vater Piero war in der toskanischen Kleinstadt Vinci tätig, wo er von wohlhabenden Kaufmännern und betuchten Adligen dafür bezahlt wurde, Konflikte zu lösen und Geschäfte zu beglaubigen. Das war eine derart respektable Aufgabe, dass sie ihm sogar die adelige Anrede Ser einbrachte.
Die Privilegien gingen jedoch mit gewissen Verpflichtungen einher. Wäre Leonardo Pieros ehelicher Sohn gewesen, hätte er das väterliche Geschäft übernehmen und die Notarslaufbahn einschlagen müssen – genau wie sein Vater, Groß- und Urgroßvater vor ihm. Die Gilde, der Piero wie alle anderen Notare angehörte, hatte jedoch klare Vorstellungen davon, wer Anspruch auf eine Mitgliedschaft hatte. Wer wie Leonardo „unrechtmäßiger“ Abstammung war, gehörte definitiv nicht dazu.
Zugleich gab es aber auch Institutionen, die in dieser Hinsicht schon damals eine liberalere Einstellung vertraten. Ausgerechnet die Kirche nahm Menschen wie Leonardo mit offenen Armen auf, und zahlreiche Kardinäle, Prinzen und militärische Würdenträger gingen aus Liebschaften zwischen Adeligen und ihren Mätressen hervor.
Für viele Künstler und Freigeister jener Zeit bot eine uneheliche Abstammung überhaupt erst die Freiheit, ihrer Leidenschaft fernab gesellschaftlicher Konventionen nachgehen zu können. So waren die Lyriker Giovanni Boccaccio und Francesco Petrarca sowie der Künstler Leon Battista Alberti – die da Vinci maßgeblich beeinflussen sollten – ebenfalls „unrechtmäßige“ Kinder und dennoch bedeutende Vertreter der Frührenaissance.
Als Piero später doch noch einen Weg fand, Leonardo zu seinem „rechtmäßigen“ Sohn zu machen, war die Entscheidung längst gefallen: Leonardo war zu einem Leben als Künstler bestimmt. Die Unterstützung seiner Eltern und die Tatsache, dass sie ihn auf keine der öffentlichen Lateinschulen schickten, eröffneten dem jungen Leonardo die Möglichkeit, seine Neugier und besondere Persönlichkeit zu entfalten.
Diese Blinks zu Walter Isaacsons Leonardo da Vinci (2018) blicken auf das Leben einer der berühmtesten Persönlichkeiten der Geschichte zurück. Sie zeichnen das facettenreiche Porträt eines legendären Renaissancekünstlers, der der Malerei Leben und Tiefe verlieh und sie um kühne neue Techniken erweiterte. Außerdem zeigen sie, wie aufmerksam Da Vinci die Gefühle und Gedanken der Menschen beobachtete und wie er seine Erkenntnisse über die Gesetzmäßigkeiten der Schöpfung in seine Meisterwerke einfließen ließ.
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