Wie uns gute Beziehungen stark machen
Menschliche Beziehungen sind komplex. Es gibt keine Patentlösungen dafür, wie sie am besten funktionieren. Denn jeder Mensch ist anders. Doch es gibt ein paar Grundlagen, die für glückliche Beziehungen unerlässlich sind. Dazu gehören zum Beispiel Verständnis für die Beweggründe des anderen und eine empathische Grundhaltung. Nur damit können wir erkennen, ob unserem Gegenüber etwas fehlt.
Nehmen wir eine Situation aus der Notaufnahme, die Dr. Federle als Notärztin erlebt hat. Eine Frau gab vor, tot zu sein. Federle fragte sich, wie ein Mensch dazu kommen könnte? Aus den Gesprächen mit ihrer Patientin erkannte sie bald, dass die Frau letztlich nur die Aufmerksamkeit ihres Mannes auf sich ziehen wollte! Verrückt, oder?
Doch statt die Frau für den falschen Alarm zu verurteilen, nahm Federle sie ernst: Offensichtlich handelte es sich um den Hilferuf einer vereinsamten und überforderten Person. Ihr Mann war offenbar nicht sehr empathisch, sondern wäre ihm längst aufgefallen, dass seine Frau unglücklich war. Sie musste erst ihren Tod vortäuschen, damit er ihr zuhörte! Federle schickte die Frau also nicht einfach weg, sondern führte nach der medizinischen Untersuchung noch ein ausführliches beratendes Gespräch mit ihr und ihrem Mann. Sie empfahl dem Paar eine Eheberatung, um die tieferliegenden Beziehungsprobleme anzugehen und zu lösen.
Ein ganz anderes Beispiel für Empathie ist Heiner, der mit liebevoller Hingabe seine an Demenz erkrankte Ehefrau pflegte. Allerdings wollte und konnte er nicht sein ganzes Leben und all seine Bedürfnisse dafür aufgeben. Deshalb hatte er nebenbei noch seine Geliebte Olga. Und das ist ihm laut Federle nicht zu verübeln. Denn niemand muss bis zur Selbstaufgabe für den Partner da sein. Heiner fand einen wunderbaren Zwischenweg: Er nahm die Belastung auf sich, seine Partnerin weiterhin zu pflegen, stellte seine eigenen Bedürfnisse aber trotzdem nicht vollends in den Hintergrund.
Die beiden Beispiel zeigen: Empathie, Verständnis und Offenheit für die konkreten Umstände und Bedürfnisse der Beteiligten können Beziehungskrisen lösen und zu einem glücklicheren Miteinander führen.
Schauen wir uns als nächstes Judith und Walther an.
In Vom Glück des Zuhörens (2023) tauchen wir ein in die komplexe Welt menschlicher Beziehungen und beleuchten, wie Verständnis und Einfühlungsvermögen zur Lösung persönlicher und zwischenmenschlicher Konflikte beitragen können. Wir veranschaulichen das mit realen Fallbeispielen aus dem medizinischen Alltag von Dr. med. Lisa Federle.
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