Jemen Buchzusammenfassung - das Wichtigste aus Jemen

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Zusammenfassung von Jemen

Name: Jemen
Rating: 4.4 (114 reviews)
Author: Said AlDailami

Said AlDailami

Der vergessene Krieg

4.4 (114 Bewertungen)

29 Min.

Kurz zusammengefasst

Jemen ist ein faszinierendes Buch von Said AlDailami, das einen tiefen Einblick in die Geschichte, die Kultur und die politischen Herausforderungen des Jemen gibt. Es ist eine inspirierende Lektüre, die uns die Vielfalt und Komplexität dieses Landes näher bringt.

Themen

Kriege Europäische Geschichte Der Nahe Osten

Inhaltsübersicht

Jemen
in 10 Kernaussagen verstehen

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Kernaussage 1 von 10

Was drin ist für dich: Tiefe Einblicke in ein faszinierendes Land.

Der Jemen ist in einer tiefen Krise – und keiner bekommt es mit. Das ist eine der wichtigsten Thesen von Jemen – Der vergessene Krieg. Bestätigen sollte sie sich einmal mehr, als kurz nach Erscheinen des Buches die ganze Welt begann, sich mit den Auswirkungen des Coronavirus zu befassen.

Diese Blinks zeigen hingegen, dass es sich lohnt, den Blick zu weiten und sich mit dem Jemen auseinanderzusetzen. Nicht nur, weil sich das Land in einer kritischen Lage befindet, sondern auch, weil es eine faszinierende Geschichte hat. Also: Komm mit auf eine Reise durch die jemenitische Antike, die jüngere Geschichte und die Situation seit der Revolution 2011. So lernst du die regionalen und internationalen Konfliktparteien und ihre Interessen kennen und bekommst einen Einblick in die komplexe soziale und politische Lage am Roten Meer.

In den Blinks wirst du außerdem herausfinden,

warum die in den Medien übliche Bezeichnung „Stellvertreterkrieg“ zu kurz greift,
wieso die Golfstaaten gezielt das jemenitische Kulturerbe angreifen und
woraus die Menschen im Jemen heute Hoffnung schöpfen.

Die Konflikte im Jemen als Stellvertreterkrieg zu bezeichnen, greift zu kurz.

Immer wieder kannst du in Artikeln zum Jemenkrieg lesen, es handle sich um einen Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, es gehe dabei nämlich um den alten islamischen Streit zwischen Sunniten und Schiiten. Doch diese Erklärung ist zu einfach. Die komplexe Krise, die sich heute auf der arabischen Halbinsel abspielt, ist mehr als ein konfessioneller Streit zwischen zwei Großmächten.

Das liegt auch daran, dass es im Jemen nie Konfessionskriege gab. Im Gegenteil: Die jemenitische Geschichte ist geprägt vom friedlichen Zusammenleben der Religionen. Nach der Offenbarung des Koran durch den Propheten Mohammed im siebten Jahrhundert bekannten sich die Jemeniten schubweise zum Islam. Von dem Streit zwischen Sunniten und den Schiiten um die rechtmäßige Nachfolge des Propheten war im Jemen wenig zu spüren. Beide Konfessionen existieren neben einer Minderheit von Juden, Christen und Konfessionslosen. Obwohl sich mit dem Zaiditentum eine Strömung des Schiitentums durchsetzte, kam es bis zu den Ausschreitungen Anfang der 2000er-Jahre nicht zu religiös motivierten Konflikten.

Heute ist der Jemen mehrheitlich sunnitischen Glaubens. Die Regierung ging Bündnisse mit fundamentalistischen Akteuren wie der Islah-Partei und der saudischen Regierung ein.

Neben weiteren säkularen Parteien steht auf der entgegengesetzten Seite die Miliz der Huthis, die den Norden des Landes besetzt. Sie bezeichnen sich als Zaiditen und färben ihre Gewalt so mit einer exklusiven, religiösen Ideologie. Obwohl es keine Beweise dafür gibt, gehen Experten davon aus, dass der Iran sie militärisch unterstützt, um das Schiitentum auszuweiten. Indizien hierfür sind das Know-how und die ungewöhnlich gute Ausrüstung der jungen Miliz.

Es stehen sich also Parteien gegenüber, die dem religiösen Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten grob entsprechen. Es gibt aber weitere Ebenen, auf denen dieser Krieg sich abspielt, allen voran die wirtschaftliche.

Der Zugang zum Roten Meer machte den Jemen schon immer zu einem beliebten Ziel von Kolonialmächten. Nach den Osmanen besetzte das britische Empire die Häfen, dann nutzte sie die Sowjetunion, und heute streiten sich Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate um die Vorherrschaft und bauen schon jetzt ganze Inseln um. Die USA, Frankreich und Deutschland verkaufen Waffen an eben jene Staaten.

Du siehst, die Lage ist komplex. Um sie besser zu verstehen, beginnen wir mit dem, was den Menschen im Jemen heute Kraft spendet.

Der Jemen blickt auf eine Geschichte der Hochkulturen zurück.

Arabia felix, glückliches Arabien, so nannten die Römer den Süden der arabischen Halbinsel. Sie schwärmten von einem reichen Land, das einen mit dem betörenden Duft einzigartiger Pflanzen begrüßt. Zimt, Myrrhe und Weihrauch erfüllten die Luft.

Wenn wir heute über den Jemen lesen, dann geht es meistens um Krieg, Hunger und Krankheiten. Doch gerade in dieser katastrophalen Situation schenkt ihre historische Identität den Jemeniten Selbstbewusstsein und Kraft.

Die jemenitische Gesellschaft folgt einer jahrtausendealten Stammeskultur.

Wer sich mit der jemenitischen Politik beschäftigt, wird immer wieder auf die Worte „Scheich“, „Clan“ und „Nobel“ stoßen. Das liegt daran, dass das Leben im Jemen noch immer einer Stammeskultur folgt.

Im Jemen gibt es drei große Gruppierungen, die sich aus rund 200 Stämmen zusammensetzen; das Land ist territorial aufgeteilt in Stammesgebiete. Aber die Macht dieser Gruppierungen geht weit über die Verteilung des Landes hinaus. Die Stammesoberhäupter, Scheichs genannt, haben enorme Strahlkraft auf die Bevölkerung, und ihre Regeln sind für viele Menschen bedeutsamer als die der regierenden Politiker.

Die Geschichte der Besetzung hinterlässt im Jemen tiefe politische Differenzen.

Wie du schon gehört hast, schwärmten die Römer einst vom Duft von Zimt und Myrrhe. Heute aber erfüllen Kriegslieder die Luft. Um Zerstörung, Armut und Hunger zu ertragen, besingen die Jemeniten ihre ruhmreiche Geschichte. Die Lieder handeln von der Zeit der zaiditischen Königreiche, in der der Jemen als uneinnehmbare Festung galt.

Aber die Festung bröckelt, Angriffe erfolgen von innen und außen. Um zu verstehen, wie es dazu kam, werfen wir einen Blick auf die Zeit der jemenitischen Besetzung. Damals sind Gräben entstanden, die noch heute Nord- und Südjemen trennen.

Salehs Diktatur eröffnete den Raum für politische Spannungen und fundamentalistische Botschaften.

Said AlDailami nennt den jemenitischen Präsidenten Saleh einen Schlangentänzer. 33 Jahre lang konnte er seine Macht sichern, indem er sich am Staat bereicherte und seine Beute geschickt unter den Stämmen verteilte. Sowohl die Bevölkerung als auch Parteien, die eine demokratische Entwicklung anstrebten, mussten sich dieser Einheit von Politik und Stämmen unterordnen.

Im Klima der Korruption und der Ungerechtigkeit zeigten sich wieder verstärkt die alten Differenzen zwischen der mächtigen Stammeskultur im Norden und dem moderneren sozialistischen Süden. Zusätzlich gewannen neue fundamentalistische Strömungen an Bedeutung, weil sie bei der armen, perspektivlosen Bevölkerung Gehör fanden.

Die Oppositionsparteien stahlen der Jugend ihre Revolution.

Jahre der Ungerechtigkeit lasteten auf der jemenitischen Bevölkerung. Laut Human Development Report lebte 2011 mehr als die Hälfte der Jemeniten unter der Armutsgrenze. Kein Wunder, dass die Revolutionen des sogenannten Arabischen Frühlings im Jemen auf offene Ohren stießen.

Anders als in Tunesien und Ägypten aber, wo die Jugend die Diktatoren stürzte, verwandelte sich die jemenitische Revolution in einen Kampf zwischen den Oppositionsparteien und der Regierung.

Niemand hat den Aufstieg der Huthis vorausgeahnt und niemand konnte ihn verhindern.

Der Versuch, die verfeindeten Parteien an einen Tisch zu bringen, um mit ihnen über einen gemeinsamen, friedlichen Jemen zu verhandeln, entpuppte sich als naiv.

Während am Anfang der Friedenskonferenz gerade die Huthis überraschend diplomatisch auftraten, kam es im Hintergrund zu weiteren Ausschreitungen. Als bisher unbekannte Täter zwei wichtige Anführer der Huthis auf offener Straße ermordeten, begannen sie einen Feldzug im Jemen. Sowohl die Partner der Dialogkonferenz als auch die neue jemenitische Regierung sahen dem fast tatenlos zu. Niemand hatte mit der militärischen Stärke der Rebellen gerechnet.

Westliche Waffen helfen den Golfstaaten bei der Zerstörung des Jemen.

Erinnerst du dich an arabia felix, das glückliche Arabien? Heute ist der Jemen vor allem bekannt als Land mit der größten humanitären Krise weltweit.

Sowohl die Golfstaaten als auch der Westen intervenieren angeblich gegen den Terror der Huthis. Unter dem Vorwand einer schiitischen Bedrohung rückt Saudi-Arabien in den Jemen vor. Es sieht sich in die Zange genommen: im Norden der schiitische Iran und im Süden die Huthis. Besonders die iranische Terrororganisation Hisbollah, die höchstwahrscheinlich die Huthis unterstützt, will die saudische Regierung mit aller Kraft zurückdrängen. Obwohl die Huthi-Rebellen selbst keine echte Bedrohung für die Golfmonarchie sind, reicht diese Angst aus, um eine aggressive Militäroffensive zu legitimieren.

Mehr noch als unter der Waffengewalt leiden die Jemeniten unter Krankheiten und Hunger.

Der Jemen ist am Ende, Millionen Menschen stehen kurz vor dem Tod. Die Jemeniten machen mittlerweile Witze über die feindlichen Bomben. Es gäbe doch nichts mehr zu zerstören, was die teuren Waffen lohne.

Laut der UN benötigen im Jemen 24 Millionen Menschen, also 80 Prozent der Bevölkerung, humanitäre Hilfe. 11,3 Millionen von ihnen sind Kinder. Schuld daran ist teilweise die schon vor dem Krieg vernachlässigte Landwirtschaft. In den Jahren vor dem Krieg konzentrierte sich die Ökonomie zunehmend auf Öl und Gas, traditionelle Waren wie Kaffee und Gewürze wurden hingegen kaum noch produziert. Aus finanziellem Druck stiegen viele Landwirte außerdem auf den Anbau der Volksdroge Kath um. Im Gegensatz zu anderen Produkten wie Weizen wächst Qat sehr schnell und bringt mehr Gewinn. Vermehrt kauen auch Frauen und Kinder die Blätter, weil die leicht berauschende Wirkung den Hunger verdrängt.

Zusammenfassung

Die Kernaussage dieser Blinks ist:

Im Jemen stehen sich regionale und internationale Parteien gegenüber, die ihre Kämpfe auf dem Rücken der Bevölkerung austragen. Wirtschaftliche und territoriale Interessen überschatten die humanitäre Krise. Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate zerstören Kulturdenkmäler und versuchen, die Menschen im Jemen auszuhungern, um ihnen ihr Selbstbewusstsein zu nehmen und das Land wie eine Kriegsbeute aufzuteilen. Die Jemeniten schöpfen trotzdem weiterhin Hoffnung aus ihrer jahrtausendealten Geschichte.

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Worum geht es in Jemen?

Der Jemen ist ein faszinierendes Land mit einer reichen Kulturgeschichte. Doch seit dem Jahr 2015 herrscht im Jemen die schlimmste humanitäre Krise unserer Gegenwart. In den Blinks zu Jemen – Der vergessene Krieg (2019) erfährst du, durch welche komplexen historischen Entwicklungen es zum Krieg kam, welche Akteure in ihn verwickelt sind und wie sie ihre Interessen auf dem Rücken der Bevölkerung austragen.

Bestes Zitat aus Jemen

„Religion wird zum Vehikel der Macht, zum Instrument der Legitimierung von Herrschaftsansprüchen.

—Said AlDailami

Wer Jemen lesen sollte

Politik- und Geschichtsinteressierte
Fans der arabischen Kulturen
Alle, die sich von der komplexen Situation im Jemen ein besseres Bild machen wollen

Über den Autor

Said AlDailami ist ein ehemaliger Offizier der Bundeswehr und promovierter Staatswissenschaftler. Er gründete verschiedene Hilfsorganisationen wie den Verein Hayati Karamati, der sich besonders für Kinder im Jemen einsetzt. Als Experte der arabischen Welt ist er außerdem als Berater der Politik tätig.

Kategorien mit Jemen

Geschichte Gesellschaft & Kultur Politik

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Ines S.

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